Samstag, 13. Oktober 2012

Die ursprüngliche kretische Ernährungsweise

Heute möchte ich euch die typischen Merkmale der kretischen Ernährung einmal kurz vorstellen.
Man kann sie auf zahlreichen Webseiten nachlesen und in vielen Büchern und Artikeln. Ihr werdet also sicher schon alle etwas darüber gehört, gelesen oder sogar gesehen und geschmeckt haben.

Eigentlich wollte ich darüber gar nicht schreiben. Ich wurde jedoch schon so oft danach gefragt, dass ihr hier nun einen kurzen Überblick über die Hauptmerkmale findet ;-))
In dieser graphischen Darstellung seht ihr die
mengenmäßig Zusammensetzung der Lebensmittel
in der ursprüngliche kretischen Ernährung. 

Die Grundnahrungsmittel sind Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Wildkräuter und -gemüse (Chorta), Nüsse, Kräuter, Brot, Reis und Kartoffeln. Die verwendeten Produkte kommen frisch aus der Region und können vollreif geerntet werden. 

Ich konnte mir von Deutschland aus jedoch nicht die Mengen an Gemüse und Obst vorstellen, die hier wirklich täglich verzehrt werden! In den Nordeuropäischen Ländern und den USA wird versucht mit der Aktion "5 am Tag" die Leute zu mehr Obst- und Gemüse-Konsum anzuregen. Hier sind 5-7 Portionen Obst und Gemüse pro Tag normal!
Ich war sehr erstaunt, als ich das erste Mal sah, welche Riesenmengen an Obst und Gemüse hier von den Hausfrauen eingekauft werden. Orangen und Kartoffeln zum Beispiel werden in 10 kg Portionen gekauft und ich wurde immer erstaunt angeschaut, wenn ich nach nur 2 kg Kartoffeln fragte. ;-).
Nach dem Essen gibt es hier immer Obst. Pudding oder Cremes sind als Nachtisch unbekannt.
Mehrmals in der Woche ist die Hauptmahlzeit rein vegetarisch, eine Kombination zum Beispiel von Mangold, Kartoffeln und Zucchini gilt als vollwertige Mahlzeit. Durch meine bisherigen Essgewohnheiten aus Deutschland "verdorben" fragte ich mich, als ich dies das erste Mal sah "und was gibts dazu?" ;-)

Natürlich gibt es auch oft was dazu: Häufig Geflügelfleisch, Fisch,  Meeresfrüchte, Schnecken, aber auch das Fleisch von Lamm, Ziege, Rind oder Schwein stehen zumeist einmal pro Woche auf dem Speiseplan. Bei Feiern und Festen ist der Fleischgang nach zahlreichen (überwiegend vegetarischen) Vorspeisen immer der Höhepunkt der Mahlzeit.

Eine wichtige Rolle bei Vorspeisen (Mezes) spielt auch der Joghurt und der Käse. Ihr kennt ja alle sicherlich Tzatziki, Saganaki, Dakos, Tiropita, Bauernsalat,...

Die Regeln der orthodoxen Kirche zur Fastenzeit werden hier von sehr vielen Familien eingehalten. Das heißt, dass es zwischen Karneval und Ostern zum Beispiel kein Fleisch, Eier oder Käse gibt.

Zum Naschen gibt es zumeist Süßes auf der Basis von Obst, Trockenobst, Nüssen und Honig. (und heutzutage auch mit Zuckersirup ;-)

Alkoholische Getränke, wie kretischen Rot- und Weißwein, Retsina und Raki (Tsikoudia) werden in Maßen genossen. Der Durst wird vor allem mit dem guten kretischen Wasser gelöscht. Auch heute noch fahren viele Familien in die Berge zu einer der zahlreichen Quellen und zapfen sich dort ihren Vorrat für ein oder zwei Wochen ab.

Eine weitere ganz wichtige Grundlage der kretischen Ernährung ist das Olivenöl! Es wird nicht raffiniert, sondern nur kalt gepresst und gefiltert und hat einen geringen Säuregrad. Das macht es sehr bekömmlich und unterstützt mit seinen wertvollen Inhaltsstoffen die Gesundheit unseres Körpers. (Auch darüber gibt es viele informative Webseiten.) Ich weiß von vielen Bekannten, dass sie im Durchschnitt 2,5 Liter pro Person im Monat verbrauchen.

Und natürlich ist es auch ganz wichtig, wie die Speisen gegessen werden. So oft wie möglich essen die Kreter im Familien- oder Freundeskreis. Zumeist langsam, entspannt und mit netter Unterhaltung.

Leider gibt es auf Kreta in den letzten Jahren dramatische Veränderungen. Laut neusten Studien ist inzwischen hier jedes dritte Kind fettleibig!

Ein Hauptgrund dafür ist die mangelnde Bewegung der Kinder und Jugendlichen! Die Anzahl der Familien, die sich traditionell ernähren nimmt ab. Veränderte Arbeitszeiten bewirken ebenfalls eine Veränderung der Eßgewohnheiten.

Der Fleischkonsum hat stark zugenommen, zudem werden vermehrt andere Öle und Fette verwendet. Der Gemüse- und Obstverbrauch geht zurück, dafür steigt der Konsum von Snacks und Süßigkeiten. Computer, Fernsehen, Auto, Fast Food .... die Gründe habt ihr bestimmt schon alle gehört.
Ich hab sogar schon gelesen, dass die Kinder in Skandinavien sich mehr nach den Regeln der Mittelmeerkost ernähren, als die Kinder hier auf Kreta ;-)

So, das war ein kleiner Einblick. Informationen über die einzelnen Lebensmittelgruppen und Produkte findet ihr in dann im Blog.

Kali Orexi - Guten Appetit!

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