Dienstag, 26. Februar 2013

Kretische Töpferwaren für den Haushalt

Ungefähr 30 km östlich von Rethymno etwas landeinwärts liegt der Ort Margarites, der für seine Töpferwaren berühmt ist. Es gibt dort zahlreiche Geschäfte, die alle so unterschiedliche Waren im Angebot haben, dass es sich lohnt in jede hinein zu schauen.

Töpfereien entstanden früher zumeist in der Nähe von größeren Orten und dann dort, wo es genug tonhaltige Erde gab, die relativ einfach zu gewinnen war. Auf Kreta gab es früher vier Dörfer, die für ihre Töpferwaren berühmt waren. Außer Margarites waren dies Trapsano, in der Nähe von Heraklion, Kentri bei Irapetra und Nochia im Bereich Chania.
Trapsano ist bekannt für seine große Vorratsgefäße und Amphoren. In Maragrites dagegen werden hauptsächlich kleinere Gebrauchsgegenstände, Geschirr und viele Haushaltswaren hergestellt.

Jetzt im Winter sind nur wenige Werkstätten geöffnet. Aber der Besuch lohnt sich auch zu dieser Jahreszeit, da die Töpfer mehr Zeit haben. So konnte ich mich in der Töpferei von Georgios Dalamvelas in aller Ruhe umsehen, jede Menge Fotos machen und ganz viele Fragen stellen über die traditionelle kretische Töpferkunst. ;-)

So erfuhr ich zum Beispiel, dass die Erden zur Tonherstellung von so hoher Qualität sind, dass die fertigen Gefäße auch ohne Glasur wasserfest, frostsicher und extrem haltbar sind.

Traditionell wurden kretischen Töpferwaren nicht glasiert, sondern nur poliert und bemalt. Erst in den letzten Jahrhunderten wurden auch glasierte Gefäße und Geschirr produziert.

Ich habe euch hier ein paar Fotos von Töpferwaren eingestellt, die ich besonders interessant finde:


In großen Schalen wie diesen wurde Brotteig hergestellt. Sie dienten zum Transport, zur Aufbewahrung, zum Trocknen von Lebensmitteln und auch zum Wäschewaschen.

 Dreibeiniges Sieb für Obst, Gemüse und Salat.

Tönernde Reibe zum Beispiel für Hartkäse wie Graviera.

Hier seht ihr einen Salz-, Zucker- oder Zimt-Streuer: Diese Kugeln haben von unten ein etwas in Inneres hochgezogenes Loch. Durch dieses wird das Streugut eingefüllt. Durch das hoch und runter schütteln der Kugeln fällt das Salz oder der Zimt wieder heraus und auf das Lebensmittel.


Dieses Bild zeigt eine "gerechte" Tasse. Sie wurde schon vor Jahrhunderten entwickelt, wahrscheinlich in Byzanz. Durch den in der Mitte eingebauten Siphon kann man den Becher nur bis zu einer bestimmten Höhe füllen. Alles was darüber hinausgeht fließt durch ein Loch, das sich an der Unterseite in der Mitte befindet wieder heraus. Beim Einschenken dieser Tassen bekam also  jeder die gleiche Menge Wein oder Schnaps.  ;-)




Hier könnt ihr das Innenleben des Siphons erkennen. In der Mitte befindet sich ein Röhrchen, das bis kurz unter die Spitze der äußeren Mittelsäule geht. Am unteren Ende dieses Teils befinden sich zwei Löcher. Das Prinzip beruht auf den sich ausgleichenden Wasserdruck. 
Dieser Becher wurde auch Pythagoreische Becher genannt, da man die Erfindung Pythagoras zuschreibt.



So dunkel sieht der Ton aus der Umgebung von Margarites aus. Wird in einem traditionellen Holzofen gebrannt verändert sich die Farbe in grau. Wird der Krug in einem modernen Ofen gebrannt, in dem man die Sauerstoffzufuhr und die Temperatur besser regeln kann, kann er auch eine rote Farbe bekommen.
 

Diese kleine Trinkkanne ist gleichzeitig ein kleines Rätsel. Man kann aus ihr nur trinken, wenn man ein Loch zuhält, aber welches? ;-)


Die Tongefäße sind alle Backofen- und Spülmaschinenfest. Diese Schale wurde von innen glasiert, damit man sie einfacher reinigen kann.








Hier seht ihr kleine Gießkannen. Man taucht zu zum Befüllen unter Wasser. Um sie zum Ort zu transportieren, an dem man das Wasser braucht, muss man oben nur mit dem Daumen die kleine Öffnung im Henkel zuhalten.






Mit dieser Öllampe mit drei Dochten kann man altes Speiseöl (aus der Friteuse - geruchlos!) weiterverwenden. Ursprünglich wurde sie mit Olivenöl befüllt.

Vielen Dank an Georgios Dalamvelas für die Erklärungen und Demonstration der traditionellen kretischen Töpferkunst!

Solltet ihr mal in die Nähe von Rethymno kommen, lohnt sich ein Ausflug nach Margarites in seine Werkstatt.

Er wird euch auch erklären, auf welche Art und Weise ihr aus der gelöcherten Kanne trinken könnt ;-).


Wer sich noch weiter informieren möchte kann dies auch auf der Internetseite des Kretischen Ethnologischen Museums.

1 Kommentar:

  1. Meine Gebrauchstsikoudiaflasche ist natürlich auch eine getöpferte. Nachdem wir mit dem Inhaber des Ladens morgens um 11 ein paar Raki getrunken hatten, war ich auch davon überzeugt, daß ich eine solche Flasche brauche. Nee, im Ernst: Es war ein wunderbares stundenlanges Gespräch in einer der schönsten Töpfereiläden in Rethymno.
    Und so touristisch Margarites auch ist, es ist wunderbar die Töpfer in ihrer Werkstatt zu besuchen.

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